Wie alles began

Meine Reise zum Polarkreis

Du fragst Dich, wie ich nach Lappland gekommen bin?
Das habe ich mich auch gefragt, als ich im Flieger Richtung Rovaniemi saß.
Rova … wo? – Ja, genau!
Ich hatte auch keine Ahnung was mich erwarten würde. 

 

Im März 2011 hatte ich meinen ersten Arbeitstag nach dem Urlaub. Ich war frisch aus Dubai eingeflogen als mich die Firma anrief und mir mitteilte, dass ich eine Dienstplanänderung hätte. OK, kein Problem – das kam immer mal vor und deshalb war es nichts Außergewöhnliches. Doch als man mir am Telefon mitteilte, dass ich schon mal meine Koffer packen solle, da es ab morgen für vier Tage nach RVN geht wurde ich etwas stutzig. Die Destination sagte mir nichts und ich wusste, dass Sie nicht zu unseren alltäglichen Zielflughäfen gehörte. Ich fragte freundlich nach: „Wo soll ich hinfliegen?“ „Rovaniemi“! „Rova … wo?“ fragte ich. „Das habe ich noch nie gehört, wo liegt das denn?“ Und die Stimme am anderen Ende antwortete: „In Finnland! Genau genommen am Polarkreis!“

 

Das mir das Handy nicht aus der Hand gefallen ist war alles. Ich konnte es nicht fassen. ICH, DIE SONNENANBETERIN AM POLARKREIS??? – NIEMALS!!! Ich kam gerade aus plus 30 Grad Sonne, Strand und Meer und sollte nun Richtung Norden zu minus 30 Grad Kälte, Schnee und Dunkelheit fliegen? Ich war schockiert! Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch gar nicht ahnen, welche fantastischen Abenteuer auf mich warteten und welches große Geschenk mir die Firma damit bereiten sollte.

Am nächsten Tag hieß es dann ab in den Flieger und vier Stunden immer Richtung Norden. Das Flugzeug war von einer großen deutschen Automobil Firma gechartert worden, da Sie für Ihre neuen Automodelle die „Elchtests“ in Lappland durchführen wollten. Da es wiederum für uns als Crew sich nicht lohnte wieder nach Hause zu fliegen, durften wir die vier Tage in Rovaniemi verbringen.

Mein Plan war es eigentlich, dass ich mich während der Zeit vor Ort im Hotelzimmer verkrieche, täglich den Room Service kommen lassen, ab und zu die Vorteile der finnischen Sauna genieße und bloß keinen Fuß vor die Tür stelle. Minus 30 Grad, aber bestimmt nicht mit mir. Doch der Kapitän sah das anders. Als Hahn im Korb (die restliche Crew war weiblich) hatte er Großes mit uns Mädels vor

und erzählte uns schon nach Ankunft im Hotel, was wir alles Tolles unternehmen sollten. Alles in mir schrie: „Nein bitte nicht raus“, aber mein Herz sagte: „Du wirst nie wieder die Möglichkeit bekommen, die faszinierende Schönheit Lapplands zu erkunden, denn freiwillig wirst Du nie wieder hier hinfliegen.“ Also gut, ich bin dabei! Und so verbrachten wir Vier eine unvergessliche Zeit im

wunderschönen Lappland. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei einem meiner Lieblingskapitäne „Stani“ bedanken. Falls jemand von EW das lesen sollte, bestellt ihm bitte alles Liebe von mir. Wenn er nicht gewesen wäre und uns motiviert hätte in die Kälte rauszugehen, hätte ich den Magic Moment meines Lebens verpasst! Ich danke Dir vom Herzen – aber dazu später mehr!

Kurzer Faktencheck zu Rovaniemi

Rovaniemi ist die Hauptstadt von Lappland. Sie ist eine moderne Stadt und bekannt für Ihre Nordlichter und für ihre Nähe zum Polarkreis. Rovaniemi wird auch das Tor zum Norden genannt, da es nicht nur das wichtige Einkaufszentrum für die Siedlungen in der Umgebung ist, sondern auch ein touristisches Reiseziel. Als flächengrößte Stadt Europas umfasst das administrative Stadtgebiet eine sehr weite Fläche von 8017 km² wovon der größte Teil dieses Gebiets nur sehr dünn besiedelt ist. Die Stadt hat einen schönen Ortskern, den man fußläufig erkunden kann. Viele Restaurants und

 

Bars laden die Einheimischen und Touristen zum Verweilen ein. So kalt die Temperaturen auch im Winter draußen sein mögen, die finnische Gastfreundschaft bringt jedes Herz zum Schmelzen. Wir haben uns sehr willkommen gefühlt und ich würde jedem empfehlen einmal im Leben nach Lappland zu reisen – und das von einer Sonnenanbeterin! 

Erfahre morgen, wie die Reise weiterging und welche tollen Abenteuer wir erleben durften.

to be continued …

 

Tag 2

Wilde Tiere, Snowmobiles und die Faszination der Polarlichter

Am ersten Morgen unserer Reise begrüßte uns freundlicherweise strahlender Sonnenschein, so dass die eiskalten Temperaturen gut zu ertragen waren. Wir waren auf den Weg Richtung Ranua, um dort den Wildlife Park zu besuchen. Ich war fasziniert von der wunderschönen Landschaft irgendwo im Nirgendwo. Soweit das Auge reichte sah man nur schneebedeckte Wälder und Wiesen, die durch das Sonnenlicht wie Millionen Kristalle glitzerten. Diese Ruhe, die die Umgebung ausstrahlte war beeindruckend. Im Ranua Wildlife Park leben etwa 50 verschiedene Wildtierarten und 200 verschiedene Tiere. Alle Tiere leben in großzügigen Gehegen entlang des 2,8 km langen Parkweges inmitten der umliegenden Natur und des Waldes. Der größte Teil des Weges ist auf Holzstegen gebaut,

 

ist leicht zu begehen und bietet einen ungehinderten Blick auf die Tiere. Im Winter bietet der Park seinen Gästen einen kostenlosen Schlittenverleih an, damit die Kinder noch mehr Spaß haben und eine tolle Zeit im Wildlife Park erleben. Um noch mehr über die Tiere, Flora und Fauna des Parks zu erfahren, liehen wir uns einen Audioguide aus und die Tour konnte starten. Entlang des Holzsteges liefen wir von Gehege zu Gehege und erfreuten uns an den einheimischen Tieren. Schneeeulen, Polarfüchse, Wölfe, Luchse in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten war einzigartig. Entlang des Pfades kamen wir dann schließlich an das Gehege, auf das ich mich am meisten freute: zu den Eisbären. Ich war beeindruckt von Ihrer Statur und Größe und es war atemberaubend Ihnen so nah zu kommen.

Ein Tipp: Zwischen November und Januar sollte ein Besuch im Ranua Wildlife Park besser vor 14 Uhr eingeplant werden, damit man die Tiere noch bei Tageslicht sehen kann. Es gibt keine Beleuchtung im Park, da man die Umgebung für die Tiere so natürlich wie möglich halten möchte.

Wir beendeten unseren Besuch im Park mit einem kleinen wärmenden Snack an einer Schutzhütte mit offener Feuerstelle , die entlang des Weges zu finden waren. Die Stärkung war auch dringend nötig, denn unser Tag sollte wesentlich actionreicher weitergehen.

Next Stop: Snowmobile Verleih

 

Ehrlich gesagt war ich etwas skeptisch und auch ängstlich, dass wir uns für zwei Tage ein Snowmobile ausgeliehen haben. Aber kaum war die Crew eingewiesen war es ein wahnsinniges Gefühl durch die Winterlandschaft zu „heizen“. Die Kombination aus Kälte, Sonne im Gesicht, unendliche Landschaften und nur die Geräusche der Motoren zu hören machte uns allen einen riesen Spaß. Unser Guide

führte uns zu herrlichen Plätzen und erzählte uns viel über die wunderschöne Umgebung rund um Rovaniemi. Besonders wichtig war es ihm dabei zu betonen, dass es den Snowmobile Betreibern am Herzen liegt, welche Wege gefahren werden, so dass die Landschaft nicht zerstört wird und im Frühjahr, wenn der Schnee geschmolzen ist, wieder in voller Pracht erblühen konnte.

Mein Fazit nach der ersten Snowmobile Tour meines Lebens:
Ein Snowmobile ist definitiv das aufregendste Fortbewegungsmittel, wenn man Lappland erkunden möchte.

Erschöpft von der Kälte, aber berauscht von all den Eindrücken erreichten wir am späten Nachmittag unser Hotel. Ich glaube wir Mädels waren alle froh wieder im schönen warmen Hotelzimmer zu sein, als der Kapitän fragte: „Ich werde nach dem Dinner noch raus gehen, um die Polarlichter zu beobachten. Seid ihr dabei?“

Und schon wieder kamen der Kopf und das Herz in einen Konflikt: „In der Nacht, in der die Temperaturen nochmals sinken, soll ich raus gehen? – Im Leben nicht!“ sagte der Kopf. Das Herz war wiederum freudig erregt und rief: „Na, klar! Einmal das Naturspektakel der Polarlichter erleben – wann geht´s los?“

Drei Stunden später, inkl. meines Klamotten-Zwiebel-Outfits, das für eine Marsexpedition ausgereicht hätte, ließen wir die Lichter der Stadt hinter uns und liefen immer weiter in die Dunkelheit der Nacht. Es war einfach nur bitterkalt. Nach einem Fußmarsch von etwa 3 km kamen wir endlich an unserem Aussichtspunkt an. Ein eiskalter Wind ließ die Situation nicht besser werden und wir

warteten, warteten und warteten! Aber es passierte nichts – gar nichts! Ich versuchte die Kälte zu ignorieren, in dem ich daran dachte, dass ich vor einer Woche noch bei 30 Grad am Strand in Dubai lag und bemühte das wohlig warme Gefühl jetzt auf meinen Körper zu übertragen, aber leider funktionierte das nicht. Ich fühlte mich wie Olaf der Schneemann aus dem Disney Film „Frozen“.

Hätte mich jemand angestupst wäre ich wahrscheinlich wie ein großes Stück Eis einfach zur Seite geklappt. Nach einer gefühlten Ewigkeit bemerkten wir eine Veränderung am Himmel. Was gerade noch tief schwarz war, wurde langsam immer grünlicher. Wellenartige Bewegungen waren deutlich am Nachthimmel zu erkennen. Und tatsächlich, das Warten hatte sich gelohnt:

Aurora Borealis in ihrer absoluten Vollkommenheit. Den Blick nach oben gerichtet vergaß ich Zeit und Raum. Was man so oft im Fernsehen oder auf Bilder gesehen hatte, durfte ich nun live und in Farbe erleben. Vergessen waren die Kälte und das Bibbern der letzten Stunden. Körper, Geist und Seele waren von reinster Demut, Faszination und Schönheit erfüllt.

Dieses Ereignis gehört selbstverständlich zu einen meiner Reise-Highlights, die ich im Leben nicht vergessen werde.
Aber mein Magic Moment sollte erst am nächsten Tag statt finden.

to be continued …

 

Tag 3

Huskys, Rentiere und mein
Magic Moment

Am nächsten Morgen hieß es dann wieder: rein in den Monosuit und erneut rauf auf´s Snowmobile. Bei schönstem Sonnenschein erkundeten wir wieder die Landschaft mit dem Ziel eine Husky Farm zu besuchen. Nach dem wir kreuz und quer durch die Gegend fuhren erreichten wir nach kurzer Zeit die Farm. Vom Weiten hörte man schon das „Heulen“ der Huskys, die darauf warteten endlich vor den Schlitten gespannt zu werden, um ihre tägliche Runde zu drehen. Die Hunde waren absolut freudig uns zu sehen, denn sie wussten, dass es dann bald losgehen würde. Kaum angekommen tauschten wir Snowmobile gegen Hundeschlitten und schon ging die wilde Fahrt los. Natürlich hatten die Hunde nicht so viel PS wie ein Snowmobile, aber es war beeindruckend zu sehen, wie schnell 6 Huskys einen fortbewegen können. Während der Fahrt erklärte der Guide uns, in welcher Reihenfolge die Hunde vor den Schlitten gespannt werden. So gesehen ist es wie ein kleines Rudel mit einem Leithund, stärkeren, führenden und schwächeren Hunden, aber zusammen ergeben sie die perfekte Synthese. Wir genossen es von den Hunden durch die Landschaft geführt zu werden – mal im schnelleren, mal im langsameren Tempo.

 

An dieser Stelle sei gesagt: wer sich auf eine Hundeschlitten-Fahrt einlässt, sollte eine kleine Duftmarke in Kauf nehmen. Da die Hunde vor einem laufen und der Wind nach hinten getragen wird liegt immer eine etwas strengere Duftmarke in der Luft. Wer den Geruch vom „nassen Hund“ in heimischen Gefilden kennt, weiß wovon ich rede.

Zurück an der Husky-Farm angekommen wärmten wir uns erstmal am Lagerfeuer mit heißem Tee auf. Danach durften wir die Farm erkunden und die Hunde, die teilweise frei rumliefen und teilweise in Gehegen waren, streicheln und herzen. Besonders sind mir die kleinen Welpen im Gedächtnis geblieben, die die ganze Zeit geknuddelt und bespielt werden wollten.

Dann hieß es schon wieder: rauf auf´s Snowmobile und weiter zur nächsten Destination. Nach den Hunden warteten die Rentiere auf uns.

Next Stop: Rentier Farm

 

Als wir am Mittag an der Rentier Farm angekommen waren, erwarteten uns zahlreiche Rentiere und Rentierhüter in traditioneller Tracht. Sie hießen uns herzlich willkommen und luden uns erstmal zum Lunch ein. Auf der Speisekarte stand: Rentier – was sonst!? Ernsthaft, Rentier? Die süßen Tiere, die uns mit ihren  

Knopfaugen gerade noch begrüßt hatten, sollten wir nun essen?Andere Länder – andere Sitten! Und wie unfreundlich wäre es gewesen, die Gastfreundschaft zurückzuweisen. Also los! Da ich schon in vielen Ländern, verschiedene Fleischarten gegessen hatte,

sollte ich nun an der Stelle den typischen Spruch ablassen „Rentier schmeckt wie Hühnchen!“, aber das wäre gelogen. Da wir eine Art Gulasch gegessen haben, konnte ich gar nicht den reinen Fleischgeschmack definieren. Nach dem Mittagessen ging es dann raus zu den Tieren. Wir durften sie streicheln und uns wurde alles 

über Rentiere erklärt. Sie waren einfach so süß und wenn man sich ihnen vorsichtig näherte waren sie wirklich zutraulich. Wir drehten noch schnell eine kurze Runde im Schlitten über das Gelände und schon stand die Dämmerung wieder an.

Wir machten uns auf den Heimweg und waren traurig unsere liebgewonnenen Snowmobiles abzugeben. Sie hatten uns zu so vielen fantastischen Orten gebracht und zusätzlich so viel Freude bereitet. Unser Guide bemerkte wohl unseren Wehmut und fragte: „Hey, habt ihr Lust eine Snowmobile Tour bei Nacht zu machen?“

Wir lehnten ab, denn morgen ging es für uns schon wieder Richtung Deutschland. Aber er gab nicht auf: „Kein Problem, geht ins Hotel, wärmt Euch auf und kommt später wieder!“ Das Angebot war verlockend, aber die Kosten wiederum erdrückend. Zwar wurde das

Hotel von der Airline gestellt, aber jegliche Verpflegung und Freizeitaktivität musste von uns persönlich getragen werden. Jeder der mal in Skandinavien war, weiß wie teuer der Lebensunterhalt in den Ländern ist. Und außergewöhnliche Aktivitäten, wie wir sie erlebt hatten, haben natürlich auch ihren Preis. Dennoch waren wir 

angefixt von der Idee in vollkommender Dunkelheit auf unserem Snowmobil durch die Gegend zu jagen. Die Crew schaute sich an und alle stimmten zu – wir kommen später wieder! 

Es war so dunkel, dass man seine eigene Hand nicht vor den Augen sehen konnte. Und in diesem Fall ist es nicht die altbekannte Floskel, sondern Tatsache. Sowas hatte ich noch nicht erlebt. Wenn die Scheinwerfer der Snowmobile ausgingen war es dunkel – STOCKDUNKEL! Wir befanden uns im tiefsten Lappland: keine Straßenlaternen, keine Häuserlichter – NICHTS! Es war auf eine gewisse Art beängstigend. Wenn man von seinem Snowmobile nach rechts oder links schaute, schaute man ins tiefe Schwarz. Man hatte kein Gefühl, ob in kurzer Entfernung eventuell ein Strauch steht oder ob sich neben einem das kilometerlange Flachland befand. Lediglich der Scheinwerfer der nach vorne gerichtet war ließ den Weg erahnen. Natürlich war ich nach kürzester Zeit wieder durchgefroren, aber im Gegensatz zum Vortag, hielt mich mein Adrenalinspiegel auf Trapp. Später kamen wir an eine kleine Schutzhütte, die sich am Waldrand befand. Unser Guide zündete ein Lagerfeuer an und wir wärmten uns erneut mit Tee auf. Nachdem alle bereit für die Rückfahrt waren, sagte der Guide, dass wir einen anderen Weg zurückfahren würden als wir gekommen waren. Er wollte uns bei dem „schönen Wetter“ noch unbedingt etwas zeigen. „Der ist aber lustig“, dachte ich. „Was heißt denn hier schönes Wetter? Es ist doch einfach nur stockdunkel.“  

Wir erreichten irgendwann den Ort, an den uns der Guide bringen wollte. Er fuhr langsamer und hielt schließlich an. Wir hatten keine Ahnung wo wir waren und hielten auch an. Bevor die Lichter ausgeschaltet wurden, erklärte er uns, dass wir uns ziemlich mittig auf einem riesengroßen zugefrorenen See befänden und um uns herum kilometerweit nichts anderes wäre als gefrorenes Wasser. Damit wollte er uns ein Gefühl für die Dimensionen geben, in denen wir uns gerade befanden. Aber das, was uns dann erwartete, darauf war ich nicht vorbereitet!

Die Lichter der Snowmobile gingen aus, die Augen gewöhnten sich blitzschnell an die Dunkelheit und der Blick wurde nach oben gerichtet. Das was meine Augen dort sahen, wurde mit einer Energie durch meinen ganzen Körper geleitet, so dass ich fassungslos und sprachlos war! Etwas so Atemberaubendes hatte ich vorher in meinem Leben noch nie gesehen!

Wenn ich sagen würde, dass ich einen Sternenhimmel gesehen habe, wäre das die Untertreibung des Jahrhunderts. Über mir erstrahlte die Galaxie mit Millionen und Abermillionen von Sternen. Nun verstand ich, warum es dem Guide so wichtig war, dass wir die Dimensionen verstanden, in denen wir uns gerade befanden. Denn völlig sprachlos konnte ich nur in Zeitlupe meinen Kopf von rechts nach links bewegen. Ich war wie erstarrt. Aber diesmal nicht vor Kälte, sondern vor Vollkommenheit. Das sprengte alles, was ich vorher je erlebt hatte. Wenn man sich im Kreis drehte, konnte man am Horizont die runde, kugelartige Erdwölbung erkennen. Es war nicht wie ein Himmelszelt, es war, als ob man mitten im Universum schwebte.

An dieser Stelle sei gesagt, dass ich mich seit meiner frühsten Jugend mit Astronomie, Astrologie, Spiritualität und dem Universum beschäftige. All das, was ich über Jahre in Büchern gelesen hatte war auf einmal real und ich stand mittendrin. In diesem Moment habe ich so viel über das Leben verstanden und hätte weinen können vor Glück und Erfülltheit – mein Magic Moment.

Keiner sagte ein Wort. Es war so still, dass man nur das Knacken des Schnees und des Eis hören konnte. Nachdem sich alle wieder gefangen hatten, ging es sehr still zurück ins Hotel. Jeder musste erstmal verarbeiteten was er dort, an einem ganz gewöhnlichen Tag, mitten in der nächtlichen Natur Lapplands erleben durfte.

to be continued …

 

Tag 4

Es ist an der Zeit Abschied zu nehmen

Immer noch selig von den Ereignissen der vergangenen Nacht, hieß es nun: Koffer packen und auf den Rückflug konzentrieren. Am Nachmittag ging es on Duty wieder zurück nach Deutschland und unsere Fluggäste erwarteten ausgezeichneten Service, wie sie es vom Hinflug gewohnt waren. Aber bevor es hieß „Back to Reality“ tauchten wir noch einmal tiefer in die verzauberte Atmosphäre Lapplands ein.

Wir hatten nämlich noch eine ganz besondere Verabredung mit einer ganz besonderen Person: Santa Claus höchstpersönlich! Jeder weiß, dass der Weihnachtsmann mit seinen Weihnachtswichteln am Polarkreis lebt und wie könnten wir die Chance verpassen, wenn wir schon einmal hier sind. Also rein ins Taxi (diesmal leider kein Snowmobile) und ab zu Santa.

Etwas 8 km von Rovaniemi entfernt befindet sich das Santa Claus Village oder besser gesagt, der Wohnsitz des Weihnachtsmanns. Er verbringt jeden Tag seine Zeit im Weihnachtsmanndorf, um die Mission seines Lebens zu erfüllen: das Wohlbefinden aller Kinder und die Gutmütigkeit der Erwachsenen zu fördern, aber auch die Botschaft der Liebe und Güte sowie die Weihnachtsstimmung weltweit zu verbreiten.

Als wir das Areal betraten fühlte ich mich wieder wie ein kleines Kind und war ganz aufgeregt Santa Claus gleich persönlich zu treffen. Wie ist er? Und spricht er eigentlich deutsch? Was soll ich ihm sagen? Und was sagt er mir? Verrückt, wie diese wunderschöne Umgebung selbst einen Erwachsenen wieder zum Träumen bringt.

Bevor wir aber das Haus vom Weihnachtsmann betraten überquerten wir den Polarkreis. Auf dem Gelände befinden sich Steinsäulen auf denen eine Lichtleiste befestigt ist und eine Bodenmarkierung. Genau an dieser Stelle verläuft der Polarkreis. Er ist der Breitengrad der Erde, nördlich von 66°33′45.9″ E-Time. Es ist der südlichste Breitengrad, in dem die Sonne 24 Stunden über oder unter dem Horizont bleibt: Diese Phänomene werden im Sommer Mitternachtssonne und im Winter Polarnacht genannt.

 

Eine große Holz-Eingangstür wurde geöffnet und wir waren im Haus von Santa Claus. Viele Gänge und Treppenstufen später standen wir nun vor seiner Wohnzimmertür. Ein Weihnachtswichtel bat uns noch um etwas Geduld, bevor die Privataudienz beim Weihnachtsmann starten konnte. Alle waren aufgeregt und fragten sich was wohl gleich passieren würde. Aber da wurde schon die Tür geöffnet und der Weihnachtsmann saß auf einem großen Sessel an seinem Kamin.

Nicht anders als vom Weihnachtsmann zu erwarten, begrüßte er uns mit seiner herzlichen Art und lud uns ein sich neben ihn zu setzen. Er fragte uns wo wir herkamen und was uns nach Rovaniemi verschlagen würde. Danach wurde die Unterhaltung auf Deutsch weitergeführt, denn schließlich spricht Santa jede Sprache dieser Welt. Wir erzählten ihm von unseren unfassbaren Ereignissen, die wir in den letzten Tagen erleben durften und dann war es auch schon wieder Zeit Abschied zu nehmen.

Nie werde ich seine Worte vergessen, die er uns zum Abschied mit einem Augenzwinkern auf den Weg gab:
„Wir sehen uns an Weihnachten – ho ho ho!“

Mit einem Lächeln im Gesicht verließen wir das Weihnachtsmann Dorf und mir war klar, wenn ich jemals eine Familie und Kinder haben sollte, dann werde ich wiederkommen!

Und so nahm eine perfekte Reise einen perfekten Abschluss!